Hagia Sophia – Istanbul
November 15, 2016
 

Kathedrale von Santiago de Compostela

Jakobus, der ältere Bruder des Apostels Johannes, gehörte zum engsten Kreis um Jesus. Nach der Legenda aurea des Jakobus de Voragine soll er als Missionar in Spanien gewirkt haben, allerdings ohne großen Erfolg. Deshalb sei er nach Jerusalem zurückgekehrt und habe dort Bekehrungen und Wunder gewirkt. Nachdem sogar ein Pharisäer sich taufen ließ, zettelte man einen Aufstand an. Jakobus wurde verhaftet und von Herodes Agrippa zum Tod verurteilt. Nach seiner Enthauptung warf man den Leichnam aufs freie Feld, doch die Jünger brachten die sterblichen Überreste auf ein Schiff, das sie bis zum Ufer des galizischen Flusses Ria beförderte. Eine andere Version der Geschichte erzählt, Jakobus sei in Spanien gestorben. Einig ist man sich darin, dass im Jahr 850 zwei Hirten, von einem Stern dorthin geführt, einen Steinsarg mit Reliquien des heiligen Jakobus fanden. Auf dem campus stellae, dem Sternenfeld, baute man eine Kirche und überführte seinen Sarg dorthin. Die ersten Pilgerreisen französischer Bischöfe machten den Weg nach Compostela in ganz Europa populär. Im 14. Jahrhundert ebbte der Pilgerstrom ab und fand im 15. Jahrhundert sein vorläufiges Ende. Erst in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Wallfahrt nach Santiago wieder neu belebt. Im Jahr 2015 meldeten sich 262.458 Pilger aus 177 Nationen nach ihre Ankunft in Santiago im Pilgerbüro.
Die barocke Westfassade des Architekten Fernando de Casas y Nóvoa entstand zwischen 1738 und 1750. Die etwa 75 m hohen Türme sind benannt nach den Glocken (Torre de las Campanas) bzw. den Klappern (Torre de las Carracas), mit letzteren wird in der Karwoche das Läuten der Glocken ersetzt. Durch das berühmte Pórtico de la Gloria, um 1188 geschaffen, kommt man in das fast 100 m lange Mittelschiff mit dem Hauptaltar über dem Grab des heiligen Jakobus.
Blau und Gold bestimmen das Bild, ein nächtliches Sternenfeld – ein campus stellae – von geheimnisvoller und sagenumwobener Anziehungskraft. Das Bild greift mit dieser Farbgebung das Wappen der Stadt Santiago auf: ein blaues Feld und über dem stilisierten Grab des Heiligen ein goldener Stern.