
Kathedrale von Ely
November 8, 2025
Französischer Dom – Berlin
November 8, 2025Augustinerkirche - Mainz
Die zum Kloster der Augustiner-Eremiten gehörende Kirche wurde 1776 zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit geweiht, ein gotischer Vorgängerbau (um 1265) war dem hl. Martinus gewidmet. In der Kirche finden die Sebastiansbruderschaft, die zur Abwehrung der Pest gegründet wurde, und die Dreifaltigkeitsbruderschaft eine Heimat, später kommen weitere hinzu. Am 2. Juli 1649 trifft ein Blitzschlag das Klostergebäude und setzt große Teile des Gebäudes und seiner kostbaren Bibliothek in Brand, die Kirche bleibt verschont. Nach der Aufhebung des Klosters im Zuge der Säkularisation 1803 werden die Klosterräume 1805 als neu gegründetes bischöfliches Seminar eingerichtet, die Kirche 1851 als Seminarkirche neu geweiht.
Obwohl als Kirche eines Bettelordens geplant, entsteht sie während der regen Bautätigkeit des 18. Jahrhunderts, zwischen 1768 - 1772, als prächtiger Barockbau. Die Außenmauern, durch die Nebengebäude verdeckt, bestehen aus verputztem Bruchstein, die Fassade zur Augustinerstraße ist aus rotem Mainsandstein im Stil des süddeutschen Barock gestaltet. Die Figurengruppen über dem Portal zeigen die göttliche Trinität, darunter auf Wolken schwebend die Jungfrau Maria, rechts von ihr den heiligen Augustinus, ihm gegenüber seine Mutter, die heilige Monika. Umrahmt wird die Komposition von kleinen Engelsgestalten, eine von ihnen schwebt mit einer Krone für Maria von oben herab: Eine Marienkrönung als dynamisches Geschehen. Das Kircheninnere ist bestimmt von glänzendem Marmor, weiß-goldener Rokokodekoration, einem theologisch sorgfältig geplantem Bildprogramm in kräftigen Farben. Sie zeigen den hl. Augustinus in den unterschiedlichen Funktionen seines theologischen Schaffens, aber auch Szenen aus dem Buch Genesis zu Jakob sowie allegorische Darstellungen der Tugenden. Langhaus und Chorraum der Kirche bilden nahezu eine Einheit und führen umso wirkungsvoller auf den dominanten Hochaltar hin, der als barocker Baldachinaltar eine Kreuzabnahme in den Mittelpunkt des Altarraumes rückt. Flankiert wird diese vom Opfer Melchisedeks und der Opferung Isaaks. Die Inschrift „Comsumptumest“ gibt die verbindende typologische Deutung.
Der Hintergrund greift die rötliche Farbe des Sandsteins der Fassade und die glänzende Struktur des bestimmenden Marmorbodens im Kirchenraum auf. Die barocke Auffassung vom Kirchenraum als bildlich greifbarer Himmel auf Erden wird durch den breiten Streifen Weiß symbolisiert, unterbrochen von hellblauen Einsprengseln. Der Verlauf der Altarstufen folgt im Bild der ursprünglichen Architektur, der Schwung der Linie zeigt eher Zusammengehörigkeit als Trennung zwischen Altarraum und Chor. Die thematische Betonung des Messopfers im Bildprogramm der Kirche wird umgesetzt in einem Streifen von Gold, dem Einfall göttlichen Lichtes, in der Längsachse. Im Bereich des heutigen Altares bricht sich dieses Licht, eine neue Farbigkeit, das lichte Blau, entsteht, wo sich Mensch und Gott in diesem Geschehen begegnen.
